Rezension „Stirb im Schatten der Sonne“ von Sophie W. K

Das Buch „Stirb im Schatten der Sonne“ hat mich leider nicht von sich überzeugen können, was ich besonders schade finde, da ich das Buch in einem Gewinnspiel gewonnen, und ein super süßes Paket der Autorin zugeschickt bekommen habe.

Klappentext:

Ich wünschte ich könnte behaupten, es war die Liebe mit der alles begann.Aber so war es nicht, nein.Es begann mit Hass und Finsternis,doch am Ende war es die Liebe, welche über mein Leben entschied.Entführt, angekettet, geschlagen und durchnässt,wie ein Tier in eine Höhle verbannt, wo es darauf wartet, zur Schlachtbank geführt zu werden.Die hasserfüllten Blicke des Henkers, die sich in die Haut brennen. Schmerzen von den Qualen, die er mir zufügte und die Angst, zu wissen, wie es endet.So sitze ich hier seit Tagen und was mich wirklich beschäftigt, ist nicht die Tatsache, dass mir dies gerade widerfährt, sondern die Fragen, wer er ist und wie er zu diesem Biest wurde.Kein Mensch- weder körperlich noch physisch.Nein, ein Monster mit dem Antlitz eines Gottes. Hässlichkeit schön verpackt. Nichts an ihm strahlt Emotionen aus, nur Zorn liegt in seinen Blicken. Und Trauer. Trauer darüber, wer er ist oder war?Was könnte er sein? Ein Vampir? Oder ein Werwolf? Nein! Er ist etwas anderes. Eins steht fest:Egal wie ich es drehen und wenden mag, er wird mich töten.Und ob ich es will oder nicht, ich bin dabei mein Herz zu verlieren.

Es gab einige Dinge, die mich sehr gestört haben:

Angefangen mit dem Schreibstil, der mir leider gar nicht zugesagt hat. Das ganze Buch hat sich schleppend angefühlt, sodass das Lesen sehr anstrengend gewesen ist. Formulierungen waren unpassend und die Handlung war sehr vorhersehbar und gleichzeitig zu schnell. ACHTUNG SPOILER. Um meine Probleme mit dem Buch genauer zu beschreiben, komme ich nicht umhin, den Inhalt vorweg zu nehmen, solltet ihr das Buch also noch lesen wollen, ab hier nicht weiter lesen.

Liam ist ein Schattenmensch und braucht Philia für ein Ritual, weil sie reinen Herzens ist, bei dem er sie ermorden muss, um sich frei zu kaufen von dem Wesen, das ihn in einen Schattenmenschen verwandelt hat (jedenfalls, soweit ich die Lage überblickt habe). Philia ist vor einiger Zeit in die Einsamkeit Schwedens gezogen, um ihre schlimme Vergangenheit hinter sich zu lassen. Dazu später mehr. Auf jeden Fall entführt Liam Philia, schreit sie an, schlägt sie, kettet sie an und schneidet ihr schließlich auch noch einen Finger ab, um die Polizei davon zu überzeugen, dass Philia grausam emordet wurde. Weil Philia ihn anbettelt, ihren Hund zu holen, macht er sich auf den Weg um ihn ihr zu holen und genau da fing es für mich an richtig schwierig zu werden. Stellen wir uns vor, das wäre das reale Leben: Ein Entführer, der seinem Opfer einen Hund hinterbringt?

Während Philia also angekettet und entführt hungert und friert hat sie nichts besseres zu tun, als mit ihrem Entführer zu sympathisieren , Verständnis und Mitleid für ihn zu entwickeln und sich in ihn zu verlieben, was quasi die Definition des Stockholm Syndroms ist. Zum Beispiel gibt es eine Szene, in der Liam auf einem Stuhl neben ihr eingeschlafen ist und einen Albtraum hat. Die gutherzige Philia nimmt das natürlich nicht als Anlass, sich zu befreien oder ähnliches, sondern weckt ihn um ihn aus seinem Albtraum zu befreien. Natürlich dient das, um Philias reines Herz zu verdeutlichen, dass Liam so dringend braucht, aber es ist gleichzeitig so eine unwirkliche Reaktion, dass es nicht dazu beiträgt, mich der Handlung nahe zu bringen.

Wenn mich ein Mann entführt hätte, der mir, unter anderem, einen Finger abschneidet (und ein Finger wächst nicht nach Leute, wenn der ab ist, ist er ab), dann würden mir viele bessere Dinge einfallen, die ich lieber machen würde, als ihn bei einem Albtraum zu wecken und zu trösten.

Phili hat oft sich oft selbst in Gedanken von typischen Klischees distanziert, indem sie Sachen gedacht hat wie, dass sie schon als Kind davon geträumt hat, in einem Märchen zu leben, aber nicht als Prinzessin, sondern als Kriegerin in einer „sexy Lederrüstung“ (vgl. S.12, Z.8f.) und beweisen, dass sie als „Frau genauso stark (ist) wie die Jungs“ (vgl. S.12,Z.11). Der Gedanke ist zwar schön, Thema Gleichberechtigung und man braucht keinen Mann, der einen rettet, aber die Art und Weise, wie hier eine Sympathie mit Philia erzwungen werden soll, weil sie ein starkes Frauenbild vertritt, hat mich sehr beim Lesen gestört.

Bei Liam gibt es eine extrem künstlich gestellte Charakterentwicklung. Er bringt Philia Hass entgegen und zwischendurch schieben sich Gedanken ein wie ‚Ui, das war aber süß von ihr‘ (kein wortwörtliches Zitat, sondern paraphrasiert) und plötzlich erfährt er (Achtung, größter Spoiler und Plot Twist), dass er nicht einfach Philia töten muss, sondern sein eigenes Herz, das Liebe empfindet, er soll die Frau töten, die er liebt, was letztendlich auch darauf hinausläuft, dass er Philia töten muss, nur, dass er sich vorher in sie verlieben soll.

Daraufhin ist er plötzlich übetrieben freundlich zu Philia, also der komplette Gegensatz zu seinem vorherigen Verhalten, worüber sich ich mich ebenso wie Philia gewundert habe, bis Philia beschließt dieses Verhalten zu erwidern und die beiden sich beinahe gegenseitig ihre Liebe gestehen.

Ebenso künstlich wie diese Charakterentwicklung sind leider die Dialoge gewesen. Mir ist es bei einem Buch immer sehr wichtig, dass ich mir die Situation vorstellen kann und realistisch finde. Auch bei einem Fantasybuch muss ich so von der Welt überzeugt sein, dass selbst die Existenz von Drachen realistisch erscheint. Ebenso müssen die Dialoge natürlich klingen wie, wenn echte Menschen miteinander reden würden und dafür haben sich Philia und Liam, wobei, vor allem Philia, zu geschwollen ausgedrückt und sehr gestellt, sodass ich mich überhaupt nicht in die Personen und generell in die geschaffene Welt hineinversetzen konnte.

Allgemein schien das gesamte Buch unter dem Motto ‚Was nicht passt, wird passend gemacht‘ zu stehen, weil alles von Charakteren, über die Handlung bishin zu Dialogen künstlich zusammengedrückt gewirkt hat.

Ich möchte zum Ende meiner Rezension aber noch zwei positive Aspekte anbringen:

Die grundsätzliche Storyline gefällt mir sehr gut, weil sie an „Die schöne und das Biest“ angelehnt ist. Ein Mann, zwar kein Monster vom Äußeren, dafür von innen, dem eine Frau, die ein reines Herz hat, zeigt, dass niemand nur böse ist, sondern, dass in jedem Gutes steckt und natürlich verlieben sich die Beiden ineinander. Vorhersehbar, aber schön.

Außerdem hat sich, trotz meiner bereits genannten Kritikpunkte ein kleiner Spannungsfaden durch das Buch gezogen, sodass ich es immerhin nicht abgebrochen habe, sondern wissen wollte, wie es endet.

Leider haben die negativen Kritikpunkte bei Weitem überwogen, vor allem die Bezihung zwischen Philia und Liam, die hier romantisiert wird, hat mich belastet. Ich habe bereits aufgezählt, wie Philia von Liam behandelt worden ist, und auch, dass sich die beiden am Ende ineinander verlieben, wobei ich es absolut unvorstellbar finde, dass sich aus der Ausgangssituation der beiden (ich sag nur entführt, abgeschnittener Finger) eine gesunde Beziehung entwickeln kann. Als Philia herausfindet, dass Liam nur so grausam ist, weil Liams Familie brutal vor seinen Augen abgeschlachtet wurde, reicht ihr das vollkommen aus, um sein gesamtes Verhalten ihr gegenüber zu rechtfertigen.

Also einfach zusammengefasst: Es war okay, dass er sie schlecht behandlt hat, weil er eine schlimme Kindheit hatte.

Und das ist einfach falsch, es ist niemals okay schlecht behandelt zu werden und es gibt keine Rechfertigung dafür von einem anderen Menschen geschlagen und entführt zu werden. Und wenn ich mir vorstelle, dass jemand, der naiver ist als ich und einfach noch nicht die Weitsicht hat, vollständig zwischen Fiktion und Realität zu differenzieren, finde ich die Romantisierung von Misshandlung mehr als problematisch und der Trend geht ja in die Richtung, dass die Leser immer jünger werden.

Ich lese zugegeben wenig Dark Romance, beziehungsweise Dark Romantasy, weswege ich nicht weiß, ob es normal in diesen Genres ist, dass Misshandlung romantisiert wird. Bei einem Thriller beschwert man sich schließlich auch nicht daüber, dass jemand ermordet wird.

Auf jeden Fall werde ich um diese Genre in Zukunft einen große Bogen machen, da ich mich einfach nicht mit dem Content identifizieren oder mich dafür begeistert kann. Auch unabhängig davon bleiben Schreibstil, Charakterentwicklung und Handlung als Kritikpunkte bestehen. Für mich leider eine große Enttäuschung.

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